Querfeld für die Oberleitung

Noch ein Beitrag zum spannenden Thema Oberleitung! Ist aber auch interessant, was es da für technisch unterschiedliche Bedarfe gibt. Heute zum Thema Querfeld. Was das ist? Banal gesagt: ein quer zur Fahrtrichtung gespannter Draht zur Aufnahme von mehreren Fahrdrähten und Tragseilen parallel verlaufender Gleise – sieht man üblicherweise in Bahnhofsbereichen. Bei mir erforderlich für den zweigleisigen Ausfahrbereich des Schattenbahnhofs. Besonderheit: die Ausfahrgleise sinken im Niveau stark ab und führen in einen Tunnel, das Ausziehgleis bleibt auf hohem Niveau.

An sich entspricht die Konstruktion den Fahrdrahtsegmenten selbst. Abweichungen stellen die Befestigung an den Masten links und rechts dar sowie den neu anzuwendenden Seitenhalter auf Fahrdrahtebene dar. Die Skizze zeigt die Standardbauform.

Oberleitungsquerfeld mit Hängesäule für die Gartenbahn im Eigenbau
Oberleitungsquerfeld mit Hängesäule für die Gartenbahn
Oberleitungs-Querfeld für die Gartenbahn bei der Montage
Montage des Fahrdrahtes am Seitenhalter im Oberleitungsquerfeld (Lötarbeit)

In meinem Anwendungsfall musste also zusätzlich der zunehmende Niveauunterschied der beiden Gleise und Soll-Fahrdrahthöhen ausgeglichen werden. Bei der echten Eisenbahn sind solche Konstruktionen als Quertragwerke selten, bei Bedarf werden dafür sogenannte „Hängesäulen“ verwendet. Das habe ich dementsprechend mit einem Aluminiumprofil umgesetzt.

Entsprechend meiner Gesamtbauanleitung für die Oberleitung ist das in zwei Schritten umzusetzen, um Ärger mit Genauigkeitsdifferenzen zu vermeiden. Schritt 1: auf Basis der vorgesehenen Fahrdrahthöhen werden Maststandorte und Längen der Querfelder ermittelt. Die vorgesehene Differenz zwischen Fahrdraht und Tragseil gibt Position und Radius des Quertragseils vor. Sodann werden die Querfelder samt Seitenhaltern hergestellt und montiert. Im Schritt 2 werden dann an den Ist-Maßen die Fahrdraht-Tragseil-Hänger-Segmente (Kettenwerke) hergestellt und ebenfalls montiert.

fertig montiertes Oberleitungsquerfeld für die LGB

Bitte im Modell beachten, was auch im Original zur zunehmenden Abkehr von Querfeldern führt: Ein Unfall in der Oberleitung zerlegt nicht nur den Draht über einem Gleis…

Bügel rauf, Bügel runter!

in einer alten LGB-Depesche gab es einmal ein Gedicht über die LGB. Dort gab es einen schönen Reim zur Oberleitung: (sinngemäß)

„…Oberleitung wurde nicht gestellt, weil sonst die Katze drüber fällt“

Ich habe mich immer sehr darüber amüsiert, wenngleich die Botschaft absolut korrekt ist: Wird die Gartenbahn mit Oberleitung ausgerüstet, entstehen plötzlich Hindernisse. Die sonst so harmonisch in den Garten eingefügte Eisenbahn in klein wird mit hellen Masten und Drähten plötzlich auffällig und für die Gartenpflege anfällig. Darüber hinaus ist sie [gekauft] sehr teuer, die Fahrdrähte dabei dennoch überproportional klobig und ohne Öl quietscht es überdies auch noch im Betrieb.

Und dennoch: für eine Nachbildung der Rhätischen Bahn ist sie eigentlich unerlässlich.

Was tun? Zunächst mal Vorsorge treffen, um sie später bauen zu können. Und darum dreht sich der Beitrag heute:

Damit im Original elektisch betriebene Fahrzeuge im Garten nicht seltsam wirken, sollten sie zumindest mit gehobenem Stromabnehmer verkehren. Damit man gleichzeitig die sehr engen Lichtraumprofile im Tunnel abbilden kann müssen diese Stromabnehmer vor den Tunnels aber „eingefangen“, auf ein Minimum abgesenkt, und im Tunnel geführt werden.

Dazu benötigt es in der einfachsten Variante einen „Niederhalter“ / „Stromabnehmerfänger“ oder eine sonstwie bezeichnete technische Einrichtung, die in einer ausreichend flach verlaufenden Diagonale weit über dem Pantographenniveau beginnt und auf Tunnelniveau an ein Fahrdraht/Profil übergibt.

In der einfachen Version kann das ein Holz- oder Metallbügel sein, der am Tunnelbauwerk montiert wird und diese Aufgabe übernimmt. Nach entsprechender Verwitterung oder Farbbehandlung kann eine solche Einrichtung durchaus unauffällig ihren Dienst tun.

Dazu anliegendes Beispiel aus meinem Abstellbereich im Keller, der in der unteren Etage komplett überspannt ist, um den Niveauunterschied gering zu halten. Hier kommt ein Holzbrett zum Tragen, welches den Bügel „fängt“ und herunterdrückt.

In der aufwändigeren Version – die im Sichtbereich der Anlage interessant wird – erstellte ich dazu kurze Oberleitungsabschnitte: Einmal über drei Felder, drei Mal über zwei Felder.

Wie ich meine Eigenbau-Holzmast-Oberleitung aufgebaut habe ist in diesem Webseiteneintrag nachzulesen.

Im vorliegenden Fall soll jedoch nicht das gesamte Kettenwerk über das Pantographenniveau gehoben werden, sondern nur der Fahrdraht selbst. Dieses Ziel erreichte ich, indem ich das Tragseilniveau (oberer, durchhängender Draht der Oberleitung) nach der Tunnelabsenkung auf ein normales Niveau anhob und im „Fangbereich“ dann den Fahrdraht zum Tragseil hochzog. So sieht das Bild wesentlich gefälliger aus.

Fahrdrahtabsenkung

Selbstverständlich bleibt die endende Oberleitung eine Auffälligkeit auf der Anlage. Wenn der „Fangbereich“ des Bügels aber lang genug ist, stellt die Absenkung des Stromabnehmers während der Fahrt einen halbwegs realistischen Eindruck her.

Die gleiche Herangehensweise kann man übrigens anwenden, wenn Streckenabschnitte einer elektrifizierten Gartenbahn einen Weg kreuzen.

endlich wieder da! Anleitung für die Eigenbauoberleitung

es ist vollbracht! Die alte Beschreibung zu Planung und Herstellung einer Oberleitung auf Holzmasten mit Kupferfahrdraht ist endlich aktualisiert und wieder online. Ergänzungsbeiträge dazu folgen im Blog in loser Folge. Viel Spaß zunächst mal mit dem Hauptbeitrag auf meinen Seiten:

Oberleitung für die LGB selbstgebaut – was aus Holz, Stromkabeln und Mauerankern entstehen kann